> welche agilen vorgehensmodelle bzw. best practices gibt es in der software-entwicklung, wenn das product backlog noch nicht da ist. es gibt zwar eine produktvision und auch schon einen PoC, aber das Produkt ist sowohl technisch als auch nutzenseitig immer nocht nicht planbar in user stories. daher ist SCRUM nicht machbar. das team ist ca. 8 personen groß, und wir überlgen, einen meilenstein in den nächsten 8 wochen einfach durch tägliches 'PDCA' zu erstellen: ein morgendliches planning, dann in subgruppen ein erforschen, dann im Plenum wieder C (Check) zusammenführen/integrieren, und ein abschliessendes 'A' als Ergebnissicherung, Versionierierung, Dokumentation. Was hälst du von diesem Vorgehen, bzw. welches Risiken und Verbesserungsvorschläge hast du? Oder gibt es ein Standard-Vorgehen hierfür?
Dein beschriebenes Szenario – Vision und PoC vorhanden, aber kein ausformuliertes Product Backlog – ist typisch für eine frühe **Explorations- oder Inceptionsphase** in der Produktentwicklung. In dieser Phase ist klassisches **Scrum** tatsächlich oft zu starr, weil es eine gewisse Klarheit über Features und Stories voraussetzt. Das von euch überlegte Vorgehen klingt nach einer sehr pragmatischen und iterativen Methode, die im Kern gut zu den **Lean-Startup-Prinzipien** oder **Design Thinking + Agile Engineering** passt.
1.**Fehlende Langfriststruktur:** Ohne grobe übergreifende Richtung (z.B. Meilensteinplan, Zielbild) kann es leicht in ziellosem Explorieren enden.
2.**Uneinheitlicher Erkenntnisgewinn:** Subgruppen könnten redundant oder inkompatibel arbeiten, wenn kein gemeinsames Verständnis besteht.
3.**Dokumentation als „Nachsorge“:** Wenn die Doku erst am Ende passiert, droht Wissensverlust – lieber „Living Docs“ in Echtzeit pflegen.
4.**Stakeholder-Abkopplung:** Ohne explizite Reviews oder Demo-Rituale kann Feedback von außen fehlen.
## Verbesserungsvorschläge
1.**Exploration Backlog oder Hypothesenboard:** Auch ohne klassisches Product Backlog könnt ihr mit einem **Experiment-/Hypothesenboard** (à la Lean Startup) arbeiten. Zum Beispiel:
2.**Wöchentliche Zielsetzungen:** Jeden Montag ein Weekly Planning mit klaren Zielen für die Woche (Outcome-fokussiert, nicht Task-fokussiert).
3.**Integration mit Dual Track Agile:** Das Vorgehen ähnelt dem **Dual-Track-Modell**: ein **Discovery-Track** (Erkunden, Validieren, Prototypisieren) läuft parallel zum späteren **Delivery-Track** (Releases, Sprints). Ihr seid noch voll im Discovery-Track.
4.**Design Studio oder Spike-Zeitfenster:** Strukturiert Zeit für z.B. 2-Tages-Design-Studios oder 1-Tages-Spikes – das erhöht die Qualität der Exploration.
5.**Review/Share-Session freitags:** Eine fixe wöchentliche Review-/Demo-Session (auch intern) erhöht die Disziplin und hilft beim „Check“-Teil im PDCA.
Euer PDCA-Zyklus ist ein solider, pragmatischer Einstieg in eine unsichere, vorstrukturierte Produktphase. Mit ein paar Ergänzungen (Exploration Backlog, feste Review-Elemente, Hypothesenstruktur) könnt ihr daraus ein effektives Discovery-Vorgehen machen, das den Übergang zu einem klassischen agilen Framework (z.B. Scrum) vorbereitet.
Möchtest du eine konkrete Vorlage für ein Exploration Backlog oder Hypothesenboard für euer Team?
## Architektur vorhanden
> ok, du findest vor allem Tages-Zyklen zu kurz. Ich möchte noch ergänzen, dass wir eine Architektur haben. Das klingt vielleicht paradox, aber es ist tatsächlich so, dass wir das Software-syewtm bereits designed haben, und die Komponenten auch bereits kennen, aber jetzt vor allem die Wege des automatischen Deployments in eine Cloud und die Konfigurations- und Verwaltungsstrukturen unsrerer Software herausfinden müssen. Das ist da, was sich gerade nicht weiter planen lässt. Kannst du mit diesen Ergänzungen dein Feedbach nochmal schärfen?
Danke für die Ergänzung – das ändert die Ausgangslage entscheidend und erlaubt eine deutlich präzisere Einordnung.
Bei Infrastruktur-, Deployment- oder Konfigurationsfragen entstehen oft tiefe „Spikes“ (z.B. CI/CD-Pipeline aufsetzen, Helm-Chart modellieren, Secrets Handling evaluieren). Diese brauchen oft mehr als einen Tag bis zum „Check“, weil Abhängigkeiten (z.B. Rechte, Cloud-Zugänge, Testumgebungen) entstehen. Ein **2- bis 3-Tages-Rhythmus** mit klaren Zwischenzielen wäre realistischer, ergänzt um:
SCRUM ist hier fehl am Platz, aber euer Ansatz ist sehr nahe an einer **modernen DevOps-orientierten Arbeitsweise**, die z.B. von **Platform Engineering Teams** eingesetzt wird.
Möchtest du ein Beispiel für ein solches Kanban-Board mit passenden Task-Typen und Zielstruktur?
## Kanban
> ja, gerne!
Hier ist ein konkretes Beispiel für ein **Kanban-Board**, das speziell auf eure Situation als „Platform/Enablement“-Team mit einem vorhandenen Architekturbild, aber offenem Deployment- und Betriebsdesign zugeschnitten ist.
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## 🎯 **Zielstruktur (übergeordnet für 8 Wochen)**
Diese formuliert ihr am besten als **Capabilities**– Fähigkeiten, die das System nachher haben soll:
Wenn du magst, kann ich dir ein Beispiel-Board als Markdown-Vorlage oder als CSV-Datei zum Import in Trello, GitHub Projects, Jira etc. machen. Wäre das hilfreich?
## Living Docs
> kannst du noch etwas mehr zu 'LivingDocs' sagen?
Ja, gerne! **"Living Docs"** (bzw. **Living Documentation**) ist ein Konzept aus der agilen Softwareentwicklung und DevOps, das sich auf **aktuelle, direkt aus dem System oder aus dem Arbeitsprozess generierte Dokumentation** bezieht. Ziel ist es, dass die Dokumentation *nicht veraltet*, sondern so eng mit Code und Systemzustand gekoppelt ist, dass sie sich (teilweise) selbst aktualisiert oder sich mit dem Entwicklungsprozess mitbewegt.
> "Dokumentation ist kein Nachtrag, sondern ein asynchrones Gespräch mit deinem zukünftigen Ich – oder dem nächsten Teammitglied."
Gerade in eurem Kontext (technisches Enablement, Deployment, Betrieb) ist das **entscheidungsorientierte, leichtgewichtige Festhalten von Kontext** Gold wert. ADRs und `docs/runbooks/`-Verzeichnisse sind ein idealer Startpunkt.